Seite - 147 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 14? — — „Es gilt nicht." Wenn aber manchmal der Spiel« eifer nachläßt, wenn das verabredete „Gilt nicht" für einen Moment aus dem Bewußtsein schwindet und man die umgebenden Scenen in ihrer Wirklichkeit erfaßt und dies abgrundtiefe Unglück, das Massenverbrcchen als geltend begreift, da wollte man nur noch eins, um sich aus dein unerträglichen Weh dieser Einsicht zu retten: — tot sein." „Eigentlich, es ist wahr," bemerkte Tante Marie nachdenklich, „Sätze wie: Du follst nicht töten — sollst nicht stehlen — liebe deinen Nächsten wie dich selbst — verzeihe deinen Feinden —" nicht," wiederholte Tilling. „Und diejenigen, deren Beruf es wäre, diefe Sätze zu lehren, sind die ersten, welche unfere Waffen fegnen und des Himmels Segen auf unsere Schlachtarbeit herabflehen." „Und mit Nrcht," sagte mein Vater. ,,Schon der Gott der Bibel war der Gott der Schlachten, der Herr der Hecrschaaren . . . Er ist es, der uns befiehlt, das Schwert zu sühren, er ist es —" „Als dessen Willen die Menschen immer dasjenige dekretieren," unterbrach Tilling, „was sie gethan sehen wollen — und dein sie zumuten, ewige Gesetze der Liebe erlassen zu haben, welche er, — wcun die Kinder das große Haßfpicl aufführen —, dmch gottliches „Gilt nicht" aufhebt. Genau so roh, gcuau so inkonsequent, genau so kindisch wie der Mensch, ist der jeweilig von ihm dargestellte Gott. Und jetzt, Gräfin," fügte cr hinzu, indem er aufstand, „verzeihen Sie mir, daß