Seite - 156 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 156 -
Text der Seite - 156 -
— 156 —
darum aber nur desto milder, und Sonnenschein trug
ich ohnehin im Herzen. Es hatte in der Nacht ge-
regnet; die Blätter prangten in frischem Grün und
aus dem Boden drang feuchter Erdgeruch herauf.
Ich war kaum hundert Schritte die Allee hinab-
geritten, als ich hinter mir den Hufschlag eines in
scharfem Trabe heransprengenden Pscrdcs vernahm.
„Ah, grüß Gott, Martha — das freut mich, Dich
hier zu trcffeu."
Es war Konrad, der Unvermeidliche. Mich freute
diese Begegnung gar nicht. Nun freilich, der Prater
war nicht mein Privatpark und an so schönen Frühlings-
morgen ist die Ncit-Allce stets gefüllt: wie konnte ich
nur so ungeschickt sein, hier auf ein ungestörtes Stell-
dichein Zu rechnen? Althaus hatte sein Pferd die
Gangart des meinen annehmen lassen und schickte sich
offenbar an, der treue Begleiter meines Spazierrittes
zu sein. Jetzt erblickte ich von weitem Friedrich von
Tilling, der in unserer Richtung die Allee herab-
galoppierte.
„Vetter — nicht wahr, ich bin Dir eine gute
Verbündete? Du weißt, daß ich mir Mühe gebe, Lilli
für Dich zu stimmen?"
„Ja, edelste der Cousinen."
„Erst gestern abends habe ich ihr wieder Deine
guten Eigenschaften gepriesen . . . denn Du bist wirk-«
lich ein prächtiger Junge: gefällig, rücksichtsvoll—"
„Was willst Du nur von mir?"
„Daß Du Deinem Tiere einen Gertenhieb giebst
und weiter trabst . . ."
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik