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Diese war die Witwe eines preußischen Generals und
besaß einen einzigen Sohn, welcher damals eben Lieute-
nant geworden war.
Einem schöneren Jüngling wie diesem Gottfried
von Tessow bin ich in meinem ganzen Leben nicht
begegnet. Rührend anzusehen war es, wie Mntter
und Sohn an einander hingen; auch darin schien Frau
Kornelie Ähnlichkeit mit ihrer verstorbenen Schwester
gehabt zu haben. Wcnn ich den Stolz sah, den sie
augenscheinlich in Gottfried setzte uud die Zärtlich-
keit, womit er seine Mutter behandelte, so freute ich
mich schon in Gedanken auf die Zeit, wo mein
Sohn Nudolf erwachsen sein würde. Nur eines konnte
ich nicht begreifen, und ich äußerte dies auch zu
meinem Manne:
„Wie kann eine Mutter ihr einziges Kind, ihr
Kleinod, einen so gefährlichen Beruf ergreisen lassen,
wie den militärischen?"
„Es gibt einfach Gedanken, liebes Herz," ant-
wortete mir Friedrich, „die niemand denkt, naheliegende
Erwägungen, die niemand anstellt. Ein solcher Gedanke
ist die Gefährlichkeit des Soldatenbcrufes. Den läßt
man nicht aufkommen: es liegt — so meint man —
eine Art Unanständigkeit und Feigheit darin, diese
Erwägung vorzustellen. Es wird als so selbstver-
ständlich uud unvermeidlich angenommen, daß diese
Gcfahr bestanden wcrdcn müsse und eigentlich fast
mmcr glücklich bestanden werde (die Prozente der
Gefallenen verteilen sich auf die anderen), daß man
an die Todcschance gar nicht denkt. Sie ist zwar
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik