Seite - 173 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 173 — darüber müssen wir nach zehn Jahren wieder reden. In den ersten Wochen sind fast alle Ehen glücklich. Damit will ich jedoch keinen Zweifel an incincm Neffen, noch an Dir ausgedrückt haben — ich glaube selber, daß Euer Glück ein dauerhaftes sein wird." Von Berlin aus begaben wir uns nach den deut- schen Vädcrn. Meine kurze Ncise nach Italien mit Arno — von der ich übrigens nur eine ganz traumhafte Erinnerung hatte — abgerechnet, war ich von Hause nie weggekommen. Dieses Kennenlernen neuer Orte, neuer Menschen und neuen Lebens versetzte mich in gehobenste Stimmung. Die Welt schien mir plötzlich so schön uud noch einmal so interessant geworden. Wäre mein kleiner Rudolf nicht gewesen, den ich zurückgelassen hatte, ich würde Friedrich vorgeschlagen haben: „Laß uns Jahrelang so herumreifen, wie jetzt. Befuchen wir ganz Europa und hernach die übrigen Weltteile; genießen wir diese Wandercxistenz, dieses ungebundene Nmhcr- streifcn; sammeln wir die Reichtümer neuer Eindrücke und Erfahrungen! Überall, wohin wir kommen — uud seien nns Land und Leute noch so fremd — bringen wir ja durch unser Beisammensein ein ge- nügendes Stück Heimstätte mit." Was hätte mir Fried- rich ans solchen Vorschlag geantwortet? Wahrschein- lich, dcch man es sich nicht zum Veruf machen kaun, bis an sein Lebensende „hochzeitzureiscn," daß sein Urlaub rmr zwei Monate dauert und dergleichen ver- nünftige Sachen mehr. Wir besuchten Baden-Baden, Homburg und Wies-