Seite - 174 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 174 -
Text der Seite - 174 -
— 174 —
baden. Überall dasselbe fröhliche, elegante Treiben —
überall so viele interessante Menschen aus aller Herren
Ländern. Im Umgang mit diesen Frcmdeu wurde ich
erst gcwahr, daß Friedrich die französische und eng-
lische Sprache vollkommen beherrschte; dies ließ ihn in
meiner Bewunderung noch um einen Grad steigen.
Immer wieder entdeckte ich neue Eigenschaften an ihm:
Sanftmut, Heiterkeit, lebhafteste Empfänglichkeit für
alles Schöne. Eine Nheinfahrt fetzte ihn in Entzücken,
und im Theater oder Konzertsaal, wenn die Künstler
Hervorragendes leisteten, leuchtete ihm der Gcnuß aus
den Augen. Dadurch erschien mir der Rhein mit
seinen Burgen doppelt romantisch, darum bewunderte
ich die Vorträge berühmter Virtuosen doppelt.
Diese zwei Monate vergingen leider viel zu schnell.
Friedrich kam um Verlängerung seines Urlaubs ein,
wurde aber abschlägig beschiedcn. Das war mir seit
HL
unserer Verheiratung der erste Moment des Argers,
als dieses offizielle Papier anlangte, welches im trockenen
Stile unfcrc Heimkehr befahl.
„Und das nennen die Menschen Freiheit!" rief ich,
das beleidigende Dokument auf den Tisch schleudernd.
TNing lächelte. „O, ich bilde mir nicht im min-
desten ein, frei zu sein, meine Herrin," erwiderte er.
„Wenn ich Deine Herrin wäre, könnte ich Dir
befehlen, den: Militärdienst Valet zu sagen und nur
noch meinem Dienste zu leben."
„Über diese Frage waren wir ja einig geworden —"
„Freilich: ich habe mich fügen müssen, doch das
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik