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dauern. In hundert Jahren ist's doch einerlei, ob
wir lang oder ob wir kurz gelebt. Auf die Zahl der
schönen Tage kommt es schließlich nicht an, sondern
auf den Grad ihrer Schönheit. Die Zukunft bringe
was sie wolle, mein vielgeliebtes Weib — unsere
Gegenwart ist so schön, so schön, daß ich jetzt nichts
fühlen mag. als seliges Entzücken."
Während er so sprach, schlang er seinen Arm um
mich und küßte mein an seiner Brust ruhendes Haupt.
Da schwand auch mir die drohende Zukunft aus dem
Bewußtsein und auch ich versenkte mich in den süßen
Frieden des Augenblickes.
Am 10. Januar kehrten wir nach Olmütz zurück.
Niemand zweifelte mehr an dem Ausbruch des
Krieges. In Wien hatte ich noch vereinzelte Stimmen
vernommen, welche meinten, datz die dänisch-holsteinische
Frage vielleicht doch noch auf diplomatischem Wege
beigelegt werden könne; aber in dcn militärischen
Kreisen unserer Festungsb^sahung galt die FricdcnZ-
möglichkeit sür ausgeschlossen. Unter den Offizieren
und ihren Frauen herrschte eine aufgeregte, aber zumeist
freudig aufgeregte Stimmung: Gelegenheit zu Aus-
zeichnung und Avancement in Sicht — zur Befriedi-
gung des Thatendurstes des einen, des Ehrgeizes des
zweiten, des Gage-Erhöhungsbcdürfnissts des dritten.
. „Das ist ein famoser Krieg, der sich da vor-
bereitet," sagte der Oberst, bei dem wir nebst mehreren
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik