Seite - 209 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 209 -
Text der Seite - 209 -
— 200 —
Debatten dle Nachricht eintraf, daß der Kongreß un-
venichtetcr Dinge wieder auseinandergche.
Und Zwei Tage später kam für Friedrich — der
Marschbefehl!
Zur Vorbereitung und zum Abschied hatte er
vierundzwanZig Stunden Zeit. Und ich war auf dem
Punkte, niederzukommen. In der toddräuenden, schweren
Stunde, wo eines Weibes einziger Trost darin besteht,
den geliebten Mann ueben sich Zu haben, würde ich
allein bleiben müssen — allein mit dem über alles
bangen Bewußtsein, daß der geliebte Mann in den
Krieg gegangen — wissend, daß es ihm ebenso schmerz«
lich sein mußte, in solcher Stunde seine arme Frau
zu verlassen, als es mir schmerzlich sein würde, ihn zu
missen . . .
Es war am Morgen des 20. Juni. Alle Einzel-
heiten dieses denkwürdigen Tages sind mir eingeprägt
geblieben.
Dranßen herrschte dcückende Hitze und um diese
auszuschließen, waren die Nollvorhänge in meinem
Zimmer herabgelassen. In leichte und lose Gewänder
gehüllt, lag ich ermattet auf der Chaiselongue. Ich
hatte die Nacht ziemlich schlaflos verbracht, und jetzt
hatte mir ein traumhafter Halbschlummer die Augen
geschlossen. Neben mir, auf einem Tischchen, stand
eine Vase mit stark duftenden Nosen. Durch das offene
Fenster drang der Ton entfernter Trompetenübuugeu
herein. Das alles wirkte einschläfernd, dennoch hatte
mich das Bewußtsein nicht ganz verlassen. Nur dir-
v. Suttner, Dle Waffen nieder! I. —4
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik