Seite - 223 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 223 -
Text der Seite - 223 -
— 223 —
Kugel das liebste — aber wenn Du gerettet werden
sollst — nein; dann will ich vom Sterben noch
nichts wissen. „Todesfrcudigkeit", dieses widernatür-
liche von den Feld Predigern uns stets angepriesene
Ding, das kann ein glücklicher Mensch nicht empfinden
— und wenn Du lebst und ich heimkomme, so habe
ich noch unberechenbare Schätze uon Glück zu beheben.
O, welche LebenZfreudigkeit, mit der wir beide
noch die Zukunft genießen wollten, wenn uns eine
solche beschieden ist!
Heute trafen wir zum erstenmal mit dem Feind
zusammen. Visher ging unser Weg durch eroberte
Länderstriche, aus welchen die Dänen sich zurück-
gezogen. Rauchende Dorftrümmer, zertretene Saaten,
herumliegende Waffen und Tornister, durch Granaten
aufgewirbelte Erde, Blutlachen, Pferdcleichen, Massen-
gräber: — das sind die Landschaften und deren
Staffage, durch welche wir hinter dem Sieger her-
gcwandelt sind. um womöglich neue Siege daran zu
reihen, das hcißt neue Dürfer anzuzünden und so
weiter . . . Das haben wir nun heute auch gethan.
Die Position ist unser. Hinter uns sieht ein Dorf
in Flammen. Die Einwohner hatten es zum Glück
vorher verlassen. Aber in einem Stall war ein
Pferd vergessen worden — ich hörte das verzweifelte
Tier stampfen und schreien . . . Weißt Dn, was
ich that? das hat mir wahrlich keinen Orden ein-
getragen — denn statt ein paar Dänen niederzumachen,
sprengte ich auf jenen Stall zu, um das arme Noß
zu befreien. Unmöglich: schon brannte die Krippe,
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik