Seite - 226 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 226 -
Text der Seite - 226 -
— 226 —
ich jederzeit die lügenhafte Phrase hasse, — in diesem
Augenblick aber — wo ich dem Tode so nahe bin; und
wo ich zu Dir spreche, die Du vielleicht auch im
Sterben liegst — es mich doppelt drängt, zu sprechen.
Wie es mir ums Herz ist. Mögen tausend Andere
auch anders denken, oder doch anders zu sprechen
sich verpflichtet dünken, ich will, ich muß es noch
einmal gesagt haben, eh' ich dem Krieg zum Opfer
fülle: ich hasse den Krieg. Würde nnr jeder, der das
Gleiche fühlt, es laut zu verkünden wagen — welch
ein dröhnender Protest schrie da zum Himmel auf!
Alles jetzt erschallende tzurrah samt dem begleiten-
den Kanonendonner würde dann durch den Schlacht-
ruf der nach Menschlichkeit lechzenden Menschheit
übertönt, durch das sicgcsgewisse: «Krieg dem
Kriege!"
'/,— Uhr früh.
„ObigcZ schrieb ich gestern nachts. Dann habe
ich mich auf einen Strohsack gelegt und ein paar
Stunden geschlafen. In einer halben Stunde wird
aufgebrochen, und dies lann ich noch der Feldpost
übergeben. Alles ist schon wach und rüstet zum
Abmarsch. Die armen Leute: wenig Nuhe haben sie
gefunden, nach der gestern vollbrachten — wenig
Kräftigung zu der heute zu vollbringenden Blut-
arbcit... Vorhin habe ich noch einen Nundgang durch
unser in pro visiertes Lazarett» gemacht, welches hier
zurückbleibt. Da sah ich unter den Verwundeten
und Sterbenden ein paar, denen ich es gern so
gemacht hätte, wie dem brennenden Pferde: ihnen
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik