Seite - 231 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
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Ich schreibe das alles nieder, Martha, nicht weil
ich glaube, daß es Dich — arme Kranke — in-
teressieren könne; noch, weil ich Dir gegenüber Be-
trachtungen anstellen will: aber ich habe eine Idee,
daĂź ich bleiben werde und da will ich nicht, daĂź
meine GefĂĽhle unausgesprochen mit mir ins
versinken. Mein Brief kann — auch noch von
andcren als Dir — gefunden und gelesen werden,
soll nicht ewig verschwiegen und vertuscht bleiben,
was sich im Geiste unbefangen denkender und mensch-
lich fühlender Soldaten regt. „Ich hab's gewagt",
war Ulrich von Huttens Wahlsvruch. „Ich hab's
gesagt —-. mit dieser Gewissensberuhigung will ich
aus dem Leben geschieden sein."
Die jĂĽngste der vorhandenen Nachrichten war vor
sĂĽnf Tagen abgesendet worden und vor zwei Tagen
angekommen. Was kann in fünf Tagen — fünf
Kriegstagen — nicht alles geschehen sein? Sorge und
Bangen ergriff mich. Warum war gestern, warum
heute kein Zeichen angelangt? O diese Sehnsucht nach
einem Briefe — lieber noch Telegramme —: ich glaube
lein von Ficberdurft Gequälter kann so nach Wasser
lechzen, wie ich damals nach einer Nachricht lechzte.
Ich war gerettet; ihm sollte die groĂźe Freude werden,
mich lebend zu finden, wenn immer dieses „wenn"
— dieses jede Zukuustshoffnung in der Knospe er-
stickende „weun"!
Mein Vater muĂźte wieder abreisen. Nunmehr
konnte er mich beruhigt verlassen — die Gefahr war
vorĂĽber und er hatte schon dringend in Grumitz zu
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik