Seite - 237 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 23? — hörbare Auftreten hatten sich in letzter Zeit alle Haus- genossen angewöhnt. Nicht schlafen wollte ich, sondern nur mit meinen Gedanken allein bleiben . . . Ich befand mich in dem- selben Zimmer, auf demselben Nuhesessel wie an jenem Vormittage, wo Friedrich gekommen war, mir mitzu- teilen: „Wir haben Marschbefehl". Es war auch eben so schwül, wie an jenem Tage, und wieder dufteten Nosen in einer Vasc neben mir, wieder tönten von der Kaserne Trompetenübungen her. Ich konnte mich ganz in die Stimmung von damals zurückversetzen... Ich wollte, ich hätte wieder so einschlummern können und träumen, wie ich damals Zu träumen wähnte: daß die Thür leise aufging und der geliebte Mann herein- trat . . . Die Nofen dufteten immer schwerer uud durch das offene Fenster hallten die fernen Tra — rll allmählich schwand mir das Bewußtsein der Gegenwart, immer mehr und mehr fühlte ich mich in jene Stunde zurückversetzt — vergessen war alles, was seither vor- gefallen, nur die eine fixe Idce war immer intensiver, daß jetzt und ^ctzt die Thür sich öffnen müsse, um dem Teuren Einlaß zu gewähren. Zn diesem Zwecke mußte ich aber träumen, daß ich die Augen halb offen hielt. Es war mir eine Anstrengung dies zu erzwingen, aber es gelang — linienbreit hob ich die Lider und . . . Und da war es, das ersehnte, das beglückende Bild: Friedrich, mein geliebter Friedrich auf der Schwelle . . . Laut ausschluchzend und das Gesicht mit beiden Händen bedeckend, fuhr ich aus meinem traum- haften Zustand auf. Mit einem Schlag war es mir