Seite - 238 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
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klar geworden, daß dies nur eine Hallucination ge-
gewcscn, und das himmelshclle Glückslicht, welches von
diesem Wahnbild ausgcflossen, ließ mir die höllen-
sinstere Ncicht meines Unglücks nun desto schwärzer
erscheinen.
„O mein Friedrich — mein Verlorener!" stöhnte ich.
„Martha, Weib —!"
Was war das? Eine wirkliche Stimme — die
seine — und wirkliche Arme, die mich stürmisch um-
fingen . . . Es war kein Traum: ich lag an meines
Mannes Herzen.
Wie in der letzten Abschiedsstunde unser Schmerz
sich mehr iu Thränen und Küssen, denn in Worten
geäußert hatte — so auch unser Glück in dieser Wieder-
sehensstunde. Daß mau vor Freude wahnsinnig
werden kann. ich suhlte es deutlich, als ich den Ver-
lorengeglaubten wieder fest hielt, als ich schluchzend
und lachend und errcgungszitternd immer wieder den
teuren Kopf mit beiden Händen faßte, um ihm Slirn
uud Angen und Mund zu küssen, unverständliche Worte
stammelnd . . .
Ans meinen ersten Iubclschrei war Tante Marie
aus dem Nebenzimmer herbeigeeilt. Auch sie hatte vou
Friedrichs Rückkunft keine Ahnung gehabt und bei
seinem Aublick ließ sie sich mit einem lauten „Jesus,
Maria nnd Joseph!" auf den nächsten Sessel fallen.
Es dauerte lange, bis der erste Freudentaumel
sich genug gelegt hatte, um gegenseitigen Fragen und
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik