Seite - 239 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

Gegenfragen, Mitteilungen und Berichten Naum Zu lassen. Dann erfuhren wir, daß Friedrich in einem Vaucrnhause liegen geblieben war, während sein Ncgi- inent weiter gezogen. Die Wunde war keine schwere gewesen, dennoch hatte er mehrere Tage bewußtlos im Fieber gelegen. Briefe waren ihm in letzter Zcit keine zugekommen, und es war auch nicht möglich gewesen, solche abzuschicken. Als er genesen, da war der Waffen- stillstand bereits erklärt und eigentlich der Krieg zu Ende. Nichts hinderte ihn, nach Hause zu eilen. Jetzt schrieb und telegraphierte er nicht mehr und reiste Tag und Nacht, um so schnell als möglich anzukommen. Ob ich noch am Leben, ob ich außer Gesahr war — das wußte er nicht. Er wollte sich auch gar nicht darum erkundigen — nur hin, nur hin, ohne eine Stuude zu verlieren und ohne seiner Heimfahrt etwa die Hoffnung abzuschneiden, daß er sein Liebstes wieder- findet . . . Und dicfc Huffnung ward nicht getäuscht: jetzt hatte er sein Liebstes wiedergefunden: gerettet und selig — über die Maßen selig . . . Vald übersiedelten wir alle nach meines Vaters Landsitz. Friedrich hatte zur Herstellung seiner sundheit einen längeren Urlaub erhalten und die ihm vom Arzt verordneten Mittel: Nuhe und gute Luft, konnte er am besten bei uns in Grumitz finden. Das war ei» glücklicher Nachsommer . . . Ich er- innere mich keines Zeitabschnittes in meinem Leben, der schöner gewesen wäre. Die endliche Vereinigung mit einem lang ersehnten Geliebten mag wohl unend- lich sein; aber fast noch süßer will mir die Wieder-