Seite - 241 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 241 — kriegerischen Ereignisse und die durch letztere durchaus nicht zum Abschluß gebrachte schleswig-holstemsche Frage boten ein ergiebiges Feld hierzu. Friedrich und ich lebten von den anderen eigentlich so ziemlich abgeschieden — nur zu den Mahlzeiten trafen wir mit ihnen zu- sammen — und auch das nicht immer. Man ließ uns gewähren. EZ galt als ausgemacht, daß wir in einer zweiten Austage des Honigmondes uns befanden und uns Einsamkeit gebühre. Und wir waren auch am liebsten allein. Nicht etwa, um, wie die anderen ver- mutlich glaubten, in HunigmondeZart zu schäkern und zu kosen — dazu waren wir doch nicht „neuvermählt" genug; aber weil wir im gegenseitigen Umgang die meiste Befriedigung fanden. Nach den kürzlich durch- gemachten schweren Surgen konnten wir die naive Munterkeit der Iugendpartei nicht teilen und noch weniger sympathisierten wir mit den Interessen und und so zogen wir es vor—unter dem uns stillschweigend zuerkannten Privilegium eines verliebten Paares — uns ein gutes Stück Abgeschiedenheit zu wahren. Wir unternahmen zusammen lange Spaziergänge, mitunter Ausflüge in dic Umgebung, wobei wir den ganzen Tag abwesend blieben; viele Stunden verbrachten wir zu zweien im Vibliothchimmer, und abends, wenn die verschiedenen Spielkarten in Angriff genommen wurden, zogen wir uns in unsere Gemächer zurück, wo wir bei Tl)ee und Cigarre unsere vertraulichen Plaudereien wieder auf- nahmen. Wir fanden immer unendlich viel uns zu sagen. Am liebsten erzählten wir einander von den V. v. Suttner, Die Waffe« nieder! I. 16