Seite - 244 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

- 244 — der Verzückung der Liebe süße Thränen vergossen — wie? — ich hätte unter dem Hieb der Todessense aufgeschrieen — wie könntest Du Dich zu solcher Sinnlichkeit, wie dürste ich zu solcher Feigheit mich bekennen?" „Und hast Du geschrieen — hast Du gezittert, Friedrich? Mir kannst Du es sagen. Ich verschweige Dir auch die Geheimnisse meiner Liebesfreuden nicht, so magst Du —" „Dir das Todesbangen emgestehcn, das uns Sol- daten auf der Wahlstatt erfaßt? Wie wäre es denn anders möglich? Die Phrase und die Dichtnng lügt darüber hinweg — die durch Phrase und Dichtung künstlich angefachte Begeisterung vermag sogar den Naturtrieb der Sclbsterhaltung momeutan zu über- winden — aber nur momentan . . . Bei den Nohen kann auch mitunter Mord- und ZcrstürungBlust die Angst mn das eigene Leben verscheuchen; bei den Ehrenfesten wird der Stolz vermögen, die äußere Kund- gebung dieser Angst zu unterdrücken . . . Aber wie viele habe ich stöhnen uud wimmern gehört, von den armen jungen Burschen — welche verzweifelnde Blicke, welch todesfurcht-verzerrte Gesichter hab' ich gesehen — welche wilde Klagen und Flüche und stehendes Bitten vernommen!" „Und dlls hat Dir weh gethan, Du mciu Guter, Milder?" „Oft zum Aufschreien weh, Martha. Und doch weniger, als es meiner Mitleidsfähigkeit eigentlich ent- spräche . . . Man sollte glauben, wenn man beim?ln-