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blick eines vereinzelten Leidens von Mitgefühl ergriffen
ist, daß vertausendfachtes Leid auch tausendmal stärkeres
Mitgefühl wecken mußte. Aber das Gegenteil tritt
ein: die Massenhaftigkeit stumpft ab. Mcm kann den
einen nicht so heftig bedauern, wenn man um ihn
Heruni 999 ebenso Unglückliche sieht. Aber wcnn man
auch die Fähigkeit nicht hat, über einen gewissen Grad
von Mitschmerz hinaus zu fühlen — zu denken und
zu berechnen vermag man es doch, daß die unfaßbare
Iammerquantität vorhanden ist —"
„Das vermagst Du und ein paar andere — doch
die meisten denken und berechnen nicht."
„Denken nicht", wiederholte er. „Gott sci'Z ge-
klagt, das ist an allen Übeln schuld: die meisten denken
nicht."
Es war mir gelungen, Friedrich zu dem Entschlüsse
zu bewegen, den Dienst zu verlassen. Der Umstand,
daß er — nach seiner Verheiratung — noch über ein
Jahr gedient und mit Auszeichnung cinen Feldzug
mitgemacht, schlitzte ihn vor dem, meinem Vater in
der Brautzeit aufgestiegenen Verdacht, daß die ganze
Heirat nur den Zweck hatte, seine Laufbahn aufgeben
zu kiwnen. Jetzt, wenn der Friede, dessen Prälimi-
narien im Gange waren, geschlossen sein würde, und
da voraussichtlich langc Jahre des Friedens bevor-
standen — jetzt hatte ein Austritt aus dem Militär-
Verband nichts Ehrverlctzendes an sich. Zwar wieder-
strebte es noch einigermaßen Friedrichs Stolz, auf
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik