Seite - 250 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 250 -
Text der Seite - 250 -
— 250 —
über Ausdauer. Ich hätte diese Verbindung sehr gern
gesehen, und beobachtete mit Vergnügen, wie die Blicke
meiner Schwester froh aufleuchteten, wenn von weitem
der Hufschlag von Kourads Pferde sich vernehmen ließ,
und wie sie seufzte, wenn er wieder davonritt. Er
machte ihr nicht mehr den Hof, das heißt er sprach
nichts von semer Liebe, brachte seine Werbung nicht
von neuem vor — dennoch war sein Benehmen eine
regelrechte Belagerung.
„Wie es verschiedene Arten gibt, eine Festung Zu
nehmen," so erklärte er mir eines Tages, — durch
Sturm, — durch Hunger — so gibt es auch mehrfache
Mittel, ein FrauenherZ zur Kapitulation zu bringen.
Darunter eins der wirksamsten: die Gewohnheit —
die Rührung . . . EZ muß sie doch rühren, daß ich so
beharrlich liebe, dabei so beharrlich schweige und immer
wiederkomme. Wenn ich ausbliebe, risse das eine ge-
waltige Lücke in ihre Existenz; und wcuu ich noch
eine Zeit lang so fortfahre, so wird sie ohne mich es
gar nicht mehr aushalten."
„Nnd wicvicl mal sieben Jahre gedenkst Du so
um Deine Erkorene zu dienen?"
„Das habe ich nicht berechnet . . . so lange, bis
sie mich nimmt."
„Ich bewundere Dich. Gibt es denn gar keine
anderen Mädchen auf der Welt?"
„Für mich nicht. Ich habe mir die Lilli in den
Kopf gesetzt. Sie hat ein gewisses Etwas um die
Mundwinkel, im Gang, in der Art zu sprechen, das
mir keine Andere ersetzen kann . . . Du, Martha,
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik