Seite - 258 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 258 — abhängigen 2cute mehr; jetzt war Friedrichs Gehalt unsere einzige selbständige Hilfsquelle. Wenn mir mcin Vater auch eine genügende Zulage gewähren würde — unter solchen Umständen war es ausgeschlossen, daß Friedrich den Dienst verlasse. Ich selber konnte es ihm nicht zumuten: welche Rolle hätte er da meinem Vater gegenüber gespielt? EZ war nichts zu machen — wir nmßten uns fügen. „Bestimmung" hätte Tante Marie gesagt. Von der Kränkung, die ich über diesen bedeutenden pekuniären Verlust empfand — es handelte sich um mehrere Hunderttausend — weiß ich nicht viel zu be« lichten. Es finden sich nämlich in meinem Tagebuch keine weitläufigen Eintragungen darüber, und auch mein Gedächtnis — das seither so viel tiefer schmerzende Gindrücke aufgenommen hat — weist von diesen Vor- fällen keine sehr lebhaften Spuren mehr auf. Ich weiß nur, daß mir hauptsächlich um das schone Luftschloß leid war, welches wir uns da gebaut hatten: Quittierung, Gutsankauf, unabhängige, von der sogenannten „Welt" abgcschicdcne Existenz; im übrigen traf mich der Ver- lust nicht gar so schwer. Denn, wie gesagt: mcin Valcr würde mir bei seinen Lebzeiten nichts abgehen lassen und hernach mir ein genügendes Erbe hinter- lassen; anch meinem Sohn Rudolf stand in Zukunft sicherer Reichtum bevor. Eins tröstete mich: es war ja nicht der mindeste Krieg in Sicht: man konnte gut auf Zehn bis zwanzig Friedensjahre hoffen. — Vis dahin! . . . Schleswig-Holstein und Zauenburg waren im Ver-