Seite - 276 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
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Dieser Brief meiner Tante brachte mir erst wieder
ins Gedächtnis, dah es eine „Politische Lage" gebe.
Die ganze Zeit über hatte ich mich nicht nm derlei
gekümmert. Vor und nach meiner Krankheit hatte ich
zwar, wie immer, viel gelesen: Tag- und Wochen-
blätter, Ncuüen und Bücher, aber die Leitartikel der
Zeitungen waren unbeachtet geblieben; seitdem ich nicht
mehr die bange Frage aufstellte: „Krieg oder nicht
Krieg", befaß der inner- und außerpolitische Klatsch
kein Interesse für mich. Erst anläßlich der Nachschrift
des oben angeführten Briefes siel mir ein, das Ver-
nachlässigte einzuholen und mich nach den gegenwärtigen
Verhältnissen zu erkundigen.
„Was will denn Tante Marie mit diesem be-
drohlich' sagen, Du minder arroganter Preuße?" frug
ich meinen Mann, ihm den Brief zu lesen gebend.
„Gibt cs denn überhaupt jetzt cine politische Lage?"
„Die gibt es — gerade so wie irgend cin Wetter
>— leider immer. Nnd dabei ebenso veränderlich und
trügerisch —"
„Nun, so erzähle mir . . . Spricht man etwa noch
immer Don den verwickelten ElbhcrZogtümcrn? Sind
die nicht abgemacht?"
„Mehr als je spricht man davon. Nicht im ge-
ringsten abgemacht. Die Schlcswig-Holstcincr haben
jetzt große Lust, die Preußen — die ,arrogantcn°,
denn das sind wir, dem neuesten Schlagwort gemäß
— wieder ganz los zu weiden. ,Ehcr dänisch als
preußisch^ wiederholen sie cine ihnen von den Mittcl-
staatcn gegebene Losung. Und. weißt Du, wie das ab-
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik