Seite - 285 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 285 — 3. Die Menschheit würde sich ohne diese gelegentliche Dezl« nn'erung zu stark vermehren. 4. Der dauernde Friede erschlafft, verweichlicht, hat — Wie stehendes Sumpfwasser — Fäulnis, nämlich den Verfall der Sitten zur Folge. 5. Zur Bethätigung der Selbstaufopferung, des Helden» mntZ, kurz zur Charakterstählung sind Kriege das beste Mittel. 6. Die Menschen werden immer streiten, volle Überein- stimmung in allen Ansprüchen ist unmöglich — verschieden? Interessen müssen stets aneinanderstoßen, folglich ewiger Friede ein Widersinn. Keiner dieser Sätze, namentlich keins der darin enthaltenen „folglich" läßt sich stichhaltig behaupten, wenn man ihm zu Leibe rückt. Aber jeder dient dem Verteidiger als Verschanzung, wenn er die anderen fallen lassen mußte. Und während dic neue Ver- schanzung fällt, hat sich die alte wieder aufgerichtet. Zum Beispiel wenn der Kricgskämpe, in dic Enge getrieben, nicht mehr im stände ist, Nr. 4 aufrecht zu erhalten nud zugeben muß, daß der Friedenszustand menschenwürdiger, beglückender, kulturfürdcnidcr sei als der Krieg, so sagt er: Nun ja, ein Übel ist der Krieg schon, aber nnvcr« mcidlich, dcuu: Nr. 1 und 2. Zeigt man nun, daß cr vermieden werden könnte, durch Staatenbund, Schiedsgerichte u. s. w., so heißt es: Nuu ja, man könnte wohl, abcr soll nicht, denn: Nr. 5. Jetzt wirst der Fricdensanwalt diesen Einwand um und beweist, daß im Gegenteile, der Krieg den Menschen verroht und entmenschlicht — Nun ja, das schon, aber — Nr. 3.