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rale — „weil der Gang der Civilisation so beschaffen
ist wie dieses . . . Bewegt sich diese Linie, trotz ihrer
gelegentlichen Nückwärtskrümmungen, nicht sicher voran?
Das beginnende Jahr kann freilich eine der Krümmungen
vorstellen, besonders wenn, wie es den Anschein hat,
wieder ein Krieg geführt werden sollte. So etwas
schleudert die Knltur — in jeder, in materieller wie
in moralischer Beziehung — immer wicdcr um ein
gutes Stück zurück."
„Du sprichst nicht wie ein Soldat, mein lieber
Tilling."
„Ich spreche von einer allgemeinen Sache, mein
lieber Schwiegervater. Darüber kann nieine Ansicht
eine richtige oder falsche sein, — ob sie nun eine
soldatische sci oder nicht, ist eine andere Frage. Wahr-
heit gibt es doch überall nur eine .. . Wenn ein Ding
rot ist — soll es einer grundsätzlich blau nennen,
wenn er eine blaue Uniform, und schwarz, wenn er
eine schwarze Kutte trägt?"
„Eine — was?" Mein Vater pflegte, wenn ihm
eine Diskussion nicht recht genehm war. etwas Schwer-
hörigkeit hervorzukehren. Auf solches „was" die ganze
Nede zu wiederholen — dazu hatten die wenigsten
Lcutc dic Gcduld und man gab den Streit lieber auf.
Noch in der selben Nacht, nachdem wir nach Hause
gekommen, nahm ich meinen Mann ins Verhör:
„Was hast Du meinem Vater gesagt? . . . Daß
es allen Anschein habe, man würde sich in diesem
Jahre wieder schlagen? Ich will Dich in keinen Krieg
mehr ziehen lassen, ich w i l l nicht" . . .
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik