Seite - 304 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 304 — gefunden. Im Gegenteil: es waren dem Könige von authentischer Quelle Auslassungen von österreichischen Staatsmännern und Ratgebern des Kaisers zu Ohren gekommen (Tritschtratsch), welche beweisen, daß die Minister den Krieg um jeden PieiZ wünschen (Völker- mord wünschen: welche furchtbareVerbrcchensanklage!), teils auf Erfolg im Felde hoffend, teils, um über innere Schwierigkeiten hinwegzukommen und um den eigenen zerrütteten Finanzen durch preußische Kontri« bution aufzuhelfen. (Staatsklugheit.) Nnterm 9. Juni erklärt Preußen dem Bundestag, derselbe habe kein Necht zur alleinigen Entscheidung in der schleswig-hol steinisch cu Frage. Ein neuer Bundes- reformplan wird vorgelegt, nach welchem die Nieder- lande und Österreich ausgeschlossen bleiben sollen. Die Presse ist nunmehr ganz kriegerisch und zwar, wie dies patriotische Sitte ist, siegesgewiß. Die Mög- lichkeit emer Niederlage muß sür den loyalen Unter- than, den fein Fürst zum Kampfe ruft, völlig ausge- schlossen sein. Verschiedene Leitartikel malen den bevorstehenden Einzug Veuedeks in Acrlin aus, sowie die Plünderung dieser Stadt durch die Kroaten. Einige empfehlen auch, Preußens Hauptstadt dem Erdboden gleich zu machen. „Plünderung", „Erdboden gleich machen", „über die Klinge springen lassen" — diese Worte entsprechen zwar nicht nichr dem neuzeitlichen Völkerrcchtsbewußtsem, sie sind aber, von den Schul- studien der alten Kriegsgeschichte her, an den Leuten hängen geblieben; derlei ward in den auswendig gelernten Schlachtberichten so oft hergesagt, in den