Seite - 307 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 307 — noch einen Schritt: und es wäre jene noch höhere Ein- heit erreicht, in deren Licht jeder Krieg —Menschen gegen Menschen, namentlich civilisierte gegen civilisierte — als unheilvoller Bruderkrieg erscheinen müßte. Und vor den „Nichterstuhl der Geschichte" rufen — was nützt das? Die Geschichte, wie sie bisher geschrieben wurde, hat noch niemals anders gerichtet, als daß sie dem Erfolge huldigte. Derjenige, der aus dem Kriege als Sieger hervorgeht, vor dem fällt die historienskribbclnde Gilde in den Staub und preist ihn als den ErMer einer „Kulturmission". Und „vor dem Nichtcrstuhl Gottes, des Allmächtigen"? Ja, ist es denn dieser selber nicht, der stets als der Lenker der Schlachten hingestellt wird — geschieht denn mit dem Ausbruch sowohl als mit dem AuZgang jedes Krieges nicht eben dieses Allmächtigen unverrückbarer Wille? O Widerspruch über Widerspruch! Ein solcher muß sich eben überall einstellen, wo unter Phrasen die Wahrheit versteckt werden soll, wo man zwei einander aufhebende Prinzipien — wie Krieg und Gerechtigkeit, wie Völkcrhaß und Menschlichkeit, wie Gott der Liebe und Gott der Schlachten — neben-» einander gleich heilig halten will. Und Vcncdek sagt: „Wir stehen einer Streitmacht gegenüber, die aus zwel Hälften zusammengesetzt ist: Linie und Landwehr. Erstere bilden lauter junge Leute, die, weder an Strapazen und Ent- behrungen gewöhnt, niemals eine bedeutende Camvngne mit' gemacht haben. Letztere besteht aus jetzt unzuverlässigen, miß« Vergnügten Elementen, die lieber die eigene mißliebige Negierung 20*