Seite - 6 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
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„O warum habe ich nicht längst , ja" gesagt!
Jetzt Ware ich sein Weib" . . .
„Da wäre Dir der Abschied nur desto schmerzlicher
geworden, meine arme Lilli."
Sie schĂĽttelte den Kops. Ich verstand wohl. was
in ihrem Innern vorging — vielleicht klarer, als sie
es selber verstand: sich trennen mĂĽssen bei noch un-
gestilltem — vielleicht ewig ungestillt bleiben sollendem
Liebcssehnen; — den Becher von den Lippen weg-
gerissen und möglicherweise zerschellt sehen, ehe man
noch einen einzigen Trunt gethan — das mag wohl
doppelt quälend sein.
Mein Vater, die Schwestern und Tante Marie
ĂĽbersiedelten,jetzt nach Grumitz. Ich lieĂź mich leicht
bereden, samt meinem Söhnchen mitzukommen. So
lange Friedrich fort war, schien mir der eigene Herd
crstorbcn — ich hätte es da nicht ausgehalten. Es ist
sonderbar: ich suhlte mich so verwitwet, als wäre die
Nachricht von dein ausgebrochenen Kriege zugleich die
Nachricht von Friedrichs Tod gewesen. Manchmal,
mitten in meine dumpfe Trauer, fiel ein lichter Ge-
danke: „Er lebt und kann ja wiederkommen" — da-
neben aber stieg wieder die schreckliche Idee auf: er
krümmt und windet sich in unerträglichen Schinerzen ...
er verschmachtet in einem Graben — schwere Wagen
fahren über seine zerschossenen Glieder weg — Mücken
und Ameisen wimmeln auf seinen offenen Wunden; —
die Leute, welche das Schlachtfeld ränmen, halten den
erstarrt Daliegenden sĂĽr tot und scharren ihn lebendig
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 2
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.49 x 18.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik