Seite - 30 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

— 30 -. Sonne brannte, als wollte sie uns das Hirn zum Sieden bringen; dazu der schwere Tornister, das schwerere Gewehr lluf den wundgewetzten Schultern ... und doch, es hat Keiner gemurrt. Aber hingefallen sind ein paar, und konnten nicht wieder aufstehen. Zwei oder drei erlagen dem Sonnenstich und blieben gleich tot. Ihre Leichen wurden auf einen Ambulanz- karren geladen. Die Iumnacht, so mond- und sterndurchleuchtet, so warm sie auch ist, ist doch entzaubert. Man hört keine Nachtigallen und keine zirpenden Grillen; man atmet knne Rosen- und Iasmingerüche. Die süßen Laute weiden durch die schnarrenden und wiehernden Pferde, durch die Stimmen der Leute und das Geräusch der Patrouillenschritte unterdrückt; die süßen Gerüche durch Juchten-Sattelzeug- und sonstige KasernenauZ- dünstungen überduftet. Aber das ist noch Alles nichts: noch hört man nicht festende Raben krächzen, noch riecht man nicht Pulver, Blut und Verwesung. Das Alles kommt erst — aä. Mk^orsrn riL.trin.O ßioriam. Merkwürdig, wie blind die Menschen sind! Anläßlich der einst „zur größeren Ehre Gottes" entflammten Scheiterhaufen brechen sie in Verwünschungen über blinden und grausamen, sinnlosen Fanatismus aus, uud für die leichenbesäetcn Schlachtfelder der Gegen- wart sind sie voll Bewunderung. Die Folterkammern des finsteren Mittelaltcrs stoßen ihnen Abscheu ein — auf ihre Arsenale aber sind sie stolz . . . Das Licht brennt herab, die Gestalt in jener Ecke hat sich vcr-