Seite - 74 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
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Ich näherte mich der bezeichneten Stelle. Der Stabs-
arzt sprach eben mit einem vor ihm stehenden Herrn:
„Es ist ein Elend", hörte ich ihn sagen. „Man
hat hier und in Turnau Depots für alle Hospitäler
des Kriegsschauplatzes errichtet; die Gaben strömen
massenhaft zu — Wäsche, Lebensmittel, Verbandzeug
so viel man will — aber was damit beginnen? Wie
abladen — wie sortieren — wie weiterfenden? Es
fehlt uns an Händen — wir würden hundert rührige
Beamte brauchen —"
Schon wollte ich den Stabsarzt ansprechen, als ich
einen Mann auf ihn zueilen sah, in dem ich — o Freudc
— Doktor Vresser erkannte. In meiner Erregung siel
ich dem alten Hausfreund um den Hals.
„Sie? Sie, Baronin Tillina.? Was machen Sie
denn hier?"
„Ich bin gekommen, zu helfen, zu helfen . . . Ist
Friedrich nicht in einem Ihrer Spitäkr?"
„Ich habe ihn nicht gesehen."
War mir diese Nachricht Enttäuschung oder Gr>
leichterung? — Ich weiß es nicht. Er war nicht
da ... also entweder tot oder unversehrt... ĂĽbrigens.
Bresser konnte unmöglich alle Verwundeten der Um-
gebung erkannt haben — ich mußte selber alle Laza-
rethe absuchen.
„Und Frau Simon?" fragte ich weiter.
„Die ist fchon seit mehreren Stunden hier . . .
eine herrliche Frau! Nasch entschlossen, umsichtig . . .
Jetzt ist sie eben beschäftigt, die hier liegenden Ver-
wundeten in leerstehende Eisenbahnwaggons unter-
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 2
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.49 x 18.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik