Seite - 82 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
Bild der Seite - 82 -
Text der Seite - 82 -
— 82 -°
mir selbst der Bruder meines Beglückers — der Tod
— ganz willkommen gewesen wäre.
Ich weiß nicht, wie lange Zeit ich in dieser
negativ-seligen Existenzentrücknng zubrachte — aber
plötzlich und gewaltsam wurde ich herausgerissen.
Kein Lärm, keine Erschütterung war es, was mich
geweckt hatte, sondern ein Qualm unerträglich ver-
pesteter Luft,
„Was ist das?I"
Gleichzeitig mit mir riefen auch die anderen diese
Frage aus.
llnser Wagen bog um eine Ecke und am Wegrand
ward uns die Antwort. Vom Monde hell beleuchtet,
ragte da eine weiße Mauer empor, vermutlich eine
Kirchhofmauer. Jedenfalls hatte sie als Schutzwehr
gedient — am Fnße derselben, aufgeschichtet, lagen
zahlreiche Leichen . . . Der Verwesungsgeruch, der von
diesen toten Körpern aufstieg, war es, der mich aus
dem Schlaf gerissen hatte. Als wir vorbeifuhren, hob
sich ein dichter Schwärm von Raben und Krähen
kreischend von dem Leiche ich au fcn einpur, flatterte eine
Zeit lang — wie schwarzes Gewölk gegen den hellen
Himmelhinlergrund und ließ sich dann wieder zum
Schmause nieder . . .
„Friedrich, mein Friedrich!!" >
„Beruhigen Sie sich, Baronin Martha", tröstete
mich Vrcsser; «Ihr Mann konnte nicht dabei gewesen
sein."
Der kutschierende Soldat hatte sein Gespann an-
getrieben, um schneller aus dem Bereiche des mephi-
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 2
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.49 x 18.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik