Seite - 102 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
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Frau Simon es gethan — dazu hatten meine Kräfte
nicht gereicht. Aber die Barmherzigkeit, die aus Mit-
gefühl besteht, die habe ich dcn armen Mitgeschöpfen
doch angedcihen lassen und die durfte ich nicht, in
egoistischem Volluergnügen, ihnen wieder entziehen —
ich durfte nicht vergessen.
Aber wenn auch nicht frohlocken und danken —
lieben, den Wiedergefundenen hundertfach zärtlich in
mein Herz schlieĂźen: das durste ich wohl . . .
„O Friedrich. Friedrich!" wiederHolle ich unter
Thränen und Liebkosungen, „habe ich Dich wicder!"
„Und Du wolltest mich suchen und pflegen? Wie
heldenhaft und wie thöricht. Martha!"
„Thöricht, ja — das sehe ich ein. Die rufende
Stimme, die mich fortzog, war Einbildung, war Aber-
glaube, denn Du riefst mich nicht. Aber heldenhaft?
Nein. Wenn Du wĂĽĂźtest, wie feig ich mich dem Elend
gegenüber erwies! Nur Dich — nur wenn Du dort
gelegen — hätte ich pflegen können. Ich habe Ent-
setzliches gesehen, Friedrich, was ich nie vergessen werde.
O unsere schöne Welt. wie kann man sie nur so ver-
derben. Friedrich? Eine Well, in der zwei Wesen
einander so lieben können, wie ich und Du — in der
solches Feuerglück lodern kann, wie unscr Einssein —
wie mag die nur so thöricht sein, die Flammen des
tod- und jammerbringenden Hasses zu schĂĽren?"
„Ich habe auch etwas Entsetzliches gesehen, Martha
— etwas, das ich nie vergessen kann. Denke Dir —
auf mich losstürzend, mit gehobener Klinge, — es war
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 2
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.49 x 18.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik