Seite - 109 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

— 109 — „Das wird sie nicht", entgegnete ich und behielt so doch das letzte „Die Gefahr, daß Frieden geschlossen wird, rückt immer näher", klagte eines Tages mein Bruder Otto. Wir saßen eben wieder um den Familientisch — Friedrich auf seinem Ruhebett daneben — und es hatte jemand aus der Zeitung die Nachricht vorgelesen, daß Venedctti in Böhmen angekommen fei — offenbar mit dcr Sendung betraut, Friedensuorschlage zu unter- breiten. Nichts fürchtete mein kleiner — er war zwar schon groß. doch hatte ich die Gewohnheit ihn so zu nennen — mcin kleiner Bruder fo sehr, als daß der Krieg ein frühzeitiges Ende nehme und daß cs ihm nicht beschiedcn wäre, den Feind aus dem Land zu jagen. Es war nämlich aus Wiener-Neustadt die Nachricht erfolgt, daß, falls die Feindseligkeiten wieder aufgenommen winden, dann bei der nächsten, am 16. August folgenden Ausmusterung nicht nur die Zöglinge des letzten, sondern auch mehrere des vor- letzten Jahrganges sogleich in aktiven Dienst treten dürften. Diese Aussicht versetzte den jungen Helden m Entzücken. Gleich aus der Akademie in den Krieg — welche Wonne! Ähnlich freut fich eine Pensionats- fchülerin hinaus in dic Welt — auf den ersten Ball. Sie hat tanzen gelernt — der Neustadtcr Schüler lernte schießen und fechten —; sie sehnt sich, unter