Seite - 110 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

- 110 - einem angezündeten Kronleuchter, in festlicher Toilette, bei Orchesterklang, ihre Kunst zu entfallen, und er sehnt sich nicht minder nach der schmucken Uniform und nach dem großen Kanoncnkotillon. Der Vater war über dieses soldatische Feuer seines Lieblings natürlich hoch erfreut: „Sei ruhig mein tapferer Junge," erwiderte er auf Ottos Seufzer über den drohenden Frieden, und klopfte ihm beifällig auf die Schulter; „Du hast ein langes Leben vor Dir. Wenn auch jetzt der Fcldzug zu Ende wäre, in den nächsten Jahren muß es doch wieder losgehen." Ich sagte nichts. Seit meinem letzten Ausfall gegen Tante Marie hatte ich, auf Friedrichs Weisung, den Vorsatz gefaßt und ausgeführt, die leidigen Streitereien über das Thema Krieg möglichst zu ver- meiden. Es tonnte ja zu nichts führen, als zu Bitter- keiten; und seitdem ich die Spnrcn der grausigen Geißel mit eigenen Augen gesehen, hatte sich mein Haß und meine Verachtung des Krieges so vertieft, daß mir jede Verteidigung desselben wie eine persön- liche Beleidigung in die Seele schnitt. Mit Friedrich waren wir ja einig; er würde austreten; und darüber war ich anch im klaren: mein Sohn Rudolf würde in keine militärische Anstalt gcthan, wo die ganze Er- ziehung darauf eingerichtet ist — und folgerichtig eingerichtet fein muß — in den Jünglingen die Sehnsucht nach kriegerischen Thaten zu wecken. Ich forschte meinen Bruder einmal aus, was denn so die Ansichten seien, welche den Schülern in Bezug auf