Seite - 148 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
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Bräute fielen auf die an sie gerichteten Liebesbriefe
her — ich blätterte in den Zeitungen Aus Wien die
Nachricht:
„Die Cholera-Sterbcsälle mehren sich bedenklich; nicht nur
in den Militär» auch in den Civilspitälern sind schon uiele Er«
tranlungen signalisiert, die als echte okolera, 2.giüt,len. bezeichnet
weiden müssen, und die energischsten Mahregeln weiden allent-
halben ergriffen, um der Verbreitung der Epidemie zu steuern."
Ich Wollte die Stelle laut vorlesen, als Tante
Marie, welche den Brief einer Freundin aus einem
Nachbarschlosse in Händen hielt, erschreckt aufschrie:
„Entsetzlich! Betti schreibt mir. daß in ihrem Hause
zwei Personen an der Cholera gestorben sind und >ctz!
auch ihr Mann erkrankt sei."
„Excellenz, der Lehrer wünscht zu sprechen."
„Hinter dem Diener trat anch schon dcr Gemeldete
heran. Er sah bleich und verstört ans:
«Herr Graf, ich zeige ergcbenst an, daß lch die
Schule schließen muß. Gestern sind zwei Kinder er»
krankt und heute — gestorben.
-Die Cholera?" riefen wir.
«Ich denke wohl . . . wir müsscn's beim Namen
nennen. Die sogenannte -Nuhr". welche unter den
Soldaten, die hier einquartiert wurden, ausbrach uud
der schon zwanzig Mann erlegen sind — es war die
Cholera. Im Dorf herrscht großer Schicckm, denn
der Doktor, der aus der Stadt hierher gekommen, hat
unverhohlen gesagt, daß die schreckliche Krankheit nun-
mehr zweifellos die hiesige Bevölkerung ergrissen hat."
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 2
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.49 x 18.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik