Seite - 150 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
Bild der Seite - 150 -
Text der Seite - 150 -
— 150 —
würdet — und Du Otto, daß Du mir kein Obst mchi
anrührst."
„Ich werde sogleich an Bresser telegraphieren/'
sagte Friedrich, „daß er uns Desinfektionsmittelsende" ..
Was dann später folgte, ich kann es nicht mehr
in seinen Einzelheiten erzählen, denn die Frühstückstisch-
Episode war die letzte, die ich zu jener Zeit in die
roten Hefte eingetragen. Nur aus dem Gedächtnis
kann ich die Ereignisse der nächsten Tage berichten.
Furcht und Bangen erfüllte uns Alle. Alle. Wer könnte
zur Zeit der Epidemie nicht zittern, wcnn man unter
teuern Wesen lebt? Über dem lieben Haupte eines
Jeden schwebt ja das Damoklesschwert — und auch
selber sterben, so furchtbar und so unnütz sterben —
wem sollte der Gedanke nicht Grauen einflößen? Der
Mut besteht höchstens darin, nicht daran zu denken.
Fliehen? Diese Idee war mir auch gekommen —
besonders, meinen kleinen Nudolf in Sicherheit zu
bringen . . .
Mein Vater, trotz allem Fatalismus, bestand auf
der Flucht der Anderen. Am kommenden Tage sollte
die ganze Familie fort. Nur er wollle bleiben, uni
seine Hausleiite und die Einwohnerschaft des Dorfes
in der Gefahr nicht zu verlassen. Friedrich erklärte
auf das Bestimmteste, anch bleiben zu wollen, und da
war mein Entschluß gleichfalls gefaßt: von des Gatten
Seite würde ich freiwillig nimmer weichen.
Tante Marie mit den beiden Mädchen und mit
Otto und Nudolf sollten schleunigst abreisen. Wohin?
— das war noch nicht bestimmt — vorläufig nach
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 2
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.49 x 18.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik