Seite - 153 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
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anfalle ausreichenden Mittel, hier konnten sie nicht
retten. Wcuigstens gaben sie der Kranken und den
Umstehenden den Trost, daĂź etwas geschah. Nachdem
die Anfälle nachgelassen, kamen die Krämpfe an die
Reihe — ein Zucken und Zerren der ganzen Gestalt,
daĂź die Knochen krachten. Die Unselige wollte
jammern: sie konnte nicht, — denn die Stimme ver-
sagte . . . die Haut wurde bläulich und kalt — der
Atem stockte
Mein Vater rannte händeringend auf und nieder,
Einmal stellte ich mich ihm in den Weg:
„Das ist der Krieg, Vater!" sagte ich. „Willst
Du den Krieg nicht verfluchen?"
Er schĂĽttelte mich ab und gab keine Autwort.
Nach zehn Stunden war Lilli tot. — Netti, das
Stubenmädchen war schon früher gestorben — allein
auf ihrem Zimmer; wir Alle waren um Lilli be-
schäftigt gewesen und von der Dienerschaft hatte sich
Niemand in die Nähe der „schon ganz Schwarzen"
gewagt. . . .
Mittlerweile war Doktor Vrcsser angekommen.
Die telegraphisch verlanglcn Medikamente brachte er
selber. Ich hätte ihm die Hand küssen mögen, als er
unerwartet in unsere Mitte trat, um den alten Freunden
seine aufopfernden Dieuste zu weihen. Er ĂĽbernahm
sofort den Oberbefehl des Hauses. Die zwei Leichen
lieĂź er in eine entfernte Kammer schaffen, fpcrrte die
Zimmer ab, in welchen die Armen gestorben und unter-
zog uns alle einer kräftigen desinfizierenden Prozedur.
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 2
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.49 x 18.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik