Seite - 164 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

^. 164 -— diese Regung, die der Einzelne, wenn er wirklich niedrig genug ist, sie zu fühlen, doch sorgfältig zu verberge» trachtet — zu der bekennen sich stolz und offen Nationen und Dynastien: Tausende sind uuter unsäglichem Leid zu Grunde gegangen — aber wir haben dadurch an Territorium, an Macht gewonnen: dem Himmel sei Preis und Dank für den glücklichen Krieg." Wir lebten sehr still und zurückgezogen in einer kleinen, am Ufer des Sees gelegenen Villa. Ich war von den durchgemachten Ereignissen so gedrückt, daß ich durchaus mit keinem fremden Menschen Umgang haben wollte. Friedrich rcspctticrte meine Trauer und versuchte gar nicht, das banale Mittel „Zerstreuung" dagegen vorzuschlagen. Ich war es dcn Grumitzcr Gräbern schuldig — das sah mein zartfühlender Gatte wohl ein — ihnen eine Zeit lang in aller Stille nach- zuweinen. Die der schönen Welt so rasch und grausam Entrissenen sollten nicht auch noch der Erinnerungs- stätte, die sie in meinem tränenden Herzen hatten, ebenso rasch und kalt beraubt werden. Friedrich selber ging oft in die Stadt, um dorl den Zweck seines hiesigen Aufenthaltes, das Studium dcr Note-Kreuz-Frage zu betreiben. Von den Ergeb' nisse» diescs Studiums habe ich keine klare Erinnerung mehr; ich führte damals kein Tagebuch, und so ist mir meist wieder entfallen, was mir Friedrich von seinen betreffenden Erfahrungen mitteilte. Nur eines Ein- druckcZ erinnere ich mich deutlich, den mir die ganze Umgebung machte: die Nuhe, die Unbefangenheit, die heitere Geschäftigkeit aller Lcute, die ich zufällig fah