Seite - 173 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

—- 173 — Landeskinder, seid ihr in diesen Kricz geführr worden . . . Und nicht durch mich . . . wenn es auch auf meinen Befehl geschehen — hab' ich denn nicht befehlen müssen? Nicht meinetwillen sind die Unterthanen da — nein, ihretwillen bin ich auf den Thron berufen ... und jede Stunde wäre ich bereit, für meines Volkes Wohl zu sterben . . . O, hätte ich mciuem Herzens- drang gefolgt und nimmer „ja" gesagt, wenn sie Alle um nnch herum riefen: «Krieg, Krieg!" . . . Doch — konnte ich mich widersetzen? Gott ist mein Zeuge, ich konnte nicht . . . Was mich drängte, was mich zwang — ich weiß es selbst nicht mehr genau — nur so viel wciß ich — es war ein unwiderstehlicher Druck von außen — von euch selber, ihr toten Soldaten . . . O wie traurig, traurig traurig — was habt ihr nicht Alles gelitten und jetzt liegt ihr hier uud auf anderen Wahlslättcn — von Kartätschen und Säbelhieben, von Cholera und Typhus hingerafft. . . O hätte ich „nein-" sagen tonnen . . . du hast mich darum gebeten, Elisa< belh . . . O hatte ich's gesagt! Der Gedanke ist un» erträglich, daß . . . ach, es ist eine elende, unvoll- kommene Wc l t . . . zu viel, zu viel des Jammers! ... Immer noch, während ich so für ihn dachte, haftete mein Auge an seinen Zügen, und jetzt — ja es war „zu viel, zu viel des Jammers" — jetzt be- deckte er sein Gesicht mit beiden Händen und brach in heftiges Weinen aus. So geschehen am Allerseelentag 1866 auf dem Totcnselbe vün Zadowa.