Seite - 208 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

— 208 — und — — unser am 1. Oktober 1867 geborenes Tochtcrchen haben wir Sy l v i a getauft. Der Fasching desselben Jahres brachte wieder Bälle und Vergnügungen aller Art. Natürlich nicht für uns — meine Trauer hielt mich von allen solchen Dingen fern. Was mich aber wunderte, war, daß nicht die gcinze Gesellschaft solchen rauschenden Treibcn entsagte. Es mußte doch beinah in jeder Familie ein Vcrlustfall vorgekommen sein; aber. wie es scheint, mau setzte sich darüber hinaus. Zwar blieben einige Häuser geschlossen, namentlich in der Aristokratie, aber an Tanzgelegcuhciten fehlte es der Jugend nicht und natür- lich waren die beliebtesten Tänzer Diejenigen, welche von den italienischen oder böhmischen Schlachtfeldern heimgekehrt; und am meisten gefeiert wurden die Ma- rineoffiziere — namentlich die Mitkämpfer bei Lissa. In Tegethoff, den jugendlichen Admiral (wie nach dem Fcldzug von Schleswig-Holstein in den schönen General Gablenz) war die halbe Damenwelt verliebt. „Custozza" und „Lissu", das waren überhaupt die beiden Trümpfe, welche in jedem Gespräch über den abgelaufenen Krieg ausgespielt wurden. Daneben Zündnadelgewehr und Landwehr — Zwei Institutionen, welche schleunigst eingeführt werden sollten und künftige Siege waren uns verbürgt. Siege — wann und gegen wen? Darüber fprach man sich nicht aus; aber der Ncuanche- gedanke, dcr jede verlorene Partie — wenn es auch nur eine Kartcnpartie ist — zu begleiten pflegt, der schwebte übcr allen Kundgebungen dei Politiker. Wenn wir auch felber nicht wieder gegen Preußen losziehen