Seite - 222 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
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Nnd wieder nahte meine schwere Stunde.
Aber diesmal wie so anders, als zu jener Zeit,
da Friedrich mich verlassen mutzte — um des Augusten-
burgcrs willen. Diesmal war er an meiner Seite,
auf des Gatten richtigem Posten: durch seine Gegen-
wart, durch seinen Mitschmerz der Gattin Leiden
mildernd. Das Gefühl, ihn da zu haben, war mir
ein so beruhigendes und glückliches, daß ich darüber
das physische Ungemach beinah vergaß.
Ein Mädchen! Das war unseres stillen Wunsches
Erfüllung. Die Freuden, die man an einem Sohne
hat. die würde uns ja der kleine Rudolf bieten; jetzt
konnten wir dazu auch noch diejenigen Freuden erleben,
welche so ein aufblühendes Töchterchen feinen Eltern
verschafft. Daß sie ein Ausbund von Schönheit, von
Anmut, von Holdseligkeit sein würde, unsere kleme
Syluia, daran zweifelten wir keinen Augenblick.
Wie wir beide nun über der Wiege dieses Kindes
selber kindisch wurden, was für süße Albernheiten wir
da sprachen und trieben, das will ich gar nicht ver-
suchen zu erzählen. Andere als verliebte Eltern ver-
ständen es doch nicht, und alle solche sind wohl selber
grad' so toll gewesen.
Wie das Glück doch selbstisch macht! Es folgte
jetzt eine Zeit für uns. in der wir glücklich alles
Andere — was nicht unser häuslicher Himmel wai —
gar zu sehr vergaßen. Die Schrecken der Cholera-
wochc nahmen in meinem Gedächtnis immer mehr die
Gestalt eines entschwundenen bösen Traumes an, und
auch Friedrichs Energie in Verfolgung seines Zieles
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 2
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.49 x 18.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik