Seite - 223 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

— 223 — ließ einigermaßen nach. Es war aber auch entmutigend: überall, wo man mit jenen Ideen anklopfte — Achsel- zucken, mitleidiges Lächeln, wo nicht gar Zurechtweisung. Die Welt will, wie es scheint — nicht nur betrogen, sondern auch unglücklich gemacht werden. So wie man ihr Vorschlüge unterbreiten will, das Elend und den Jammer fortzuschaffen, so heißt das „Utopie, kindischer Traum", und sie will nichts hören. Dennoch ließ Friedrich sein Ziel nicht gänzlich aus den Augen. Er vertiefte sich immer mehr in das Gtudium des Völkerrechts, setzte sich in brieflichen Verkehr mit Vluntschli und anderen Gelehrten dieses Zweiges. Gleichzeitig — und zwar mit mir in Ge- meinschaft — betrieb er auch fleißig andere, namentlich naturwissenschaftliche Studien. Er plante, über den Gegenstand „Krieg und Frieden" ein größeres Werl zu schreiben. Doch ehe er sich an die Ausführung machte, wollte er durch lange und eingehende Forschungen sich dazu rüsten und schulen. „Ich bin zwar ein alter k. k. Oberst," sagte er, „und die meisten meiner Alters- und Ranggenossen würden es verschmähen, sich mit Lernen abzugcben . . . man hält sich gewöhnlich für unbändig gescheit, wenn man ein ältlicher Mann in Amt und Würden ist — ich selber vor einigen Jahren, hatte auch solchen Respekt vor meiner Person . . . Nachdem sich mir aber plötzlich em neuer Gesichtskreis aufgethan, nachdem ich einen Einblick in den modernen Geist gewann, da überkam mich das Bewußtsein meiner Unwissenheit . . . Nun ja, von alledem, was jetzt auf allen Gebieten an neuer Erkenntnis gewonnen worden,