Seite - 231 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

— 231 — und ich? . . . Daß ich meinem Gatten unwandelbar treu war, daß ich mit keinem Blick einem anderen ge- stattete, sich mir mit verwegenen Hoffnungen zu nahen — das erzähle ich ohne jeglichen Tugendstolz. Es ist doch ganz selbstverständlich. Ob ich unter anderen Verhältnissen auch all den Verlockungen widerstanden hätte, denen in solchem Vergnügungswirbel hübsche junge Frauen ausgesetzt sind — das kann ich ja nicht wissen; wenn man aber eine so tiefe und so voll- beglückte Liebe im Herzen trägt, wie ich sie sür meinen Friedrich empfand, da ist man doch gegen alle Gefahr gepanzert. Und was ihn anbelangt: war er mir treu? Ich kann nur so viel sagen: ich hab' es nie bezweifelt. Als der Sommer ins Land gezogen kam, der „A?2nä-yrlx" vorüber war und die verschiedene!! Mit- glieder der Gesellschaft Paris Zu verlassen begannen — die einen nach Trouuille und Dieppe, nach Viarritz und Vichy. die Anderen nach Vaden-Vaden, die Dritten auf ihre Schlüsser — Prinzessin Mathilde nach St. Gratien, der Hof nach Compiögne — da wurden wir mit Aufforderungen, das gleiche Reiseziel zu wählen und mit Einladungen nach den Landsitzen bestürmt; aber wir waren durchaus nicht gesonnen, die eben durchgemachte Luxus- und Vergnügungscampagne des Winters auch noch ins Sommerliche zu übertragen. Nach Grumitz wollte ich vor der Hand nicht zurück- kehren: ich fürchtete zu fehr das Wiedererwachen der schmerzlichen Erinnerungen; auch hätten wir dort — der vielen Verwandten und Nachbarschaften wegen —