Seite - 257 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

— 257 - Erwürgen, niedermetzeln? Und wir besitzen heute — zu unser« Zeit mil unserer Kultur, mit dem so ausgedehnten Wissen, auf so hoher Stufe der Entwickelung, auf der wir angelangt zusein glauben — wir besitzen Schulen, wo man lernt zu tiiten — auf recht große Entfernung zu löten, eine rechl große Anzahl auf einmal. . . . Das Wunderbare ist, daß die Völker sich dagegen nicht erheben, daß die ganze Gesellschaft nicht revoltiert bei dem bloßen Worte Krieg. Jeder, der regiert, ist ebenso verpflichtet, den Krieg zu ver- meiden, wie ein Schijfskapiläu verpflichtet ist, den Schlffbruch zu vermeiden. Wenn ein Kapitän sein Schiff verloren hat, wird er vor ein Gericht gestellt und verurteilt, falls man erkennt, daß er sich Nachlässigkeit zu schulden kommen ließ. Warum wird die Regierung nach jedem erklärten Kriege nichi gerichtet? Wenn die Völker das verständen, wenn sie fich weigerten, ohne Grund sich töten zu lassen — dann wäre es mit dem Kriege aus." Nnd Erneste Nenan ließ sich also vernehmen: „Ist es nicht herzzerreißend, zu denken, daß Alles, was wir Männer der Wissenschaft in fünfzig Jahren aufzubauen bestrebt waren, nnt einem Schlage zusammengestürzt ist: die Sympathien zwischen Volt und Voll, das gegenseitige Verständnis, das frucht- bare Zusammenarbeiten. W!e tölet ein solcher Krieg die Mahr- heitsliebe! Welche Lüge, welche Verleumdung des einen Voltes wird nun nichl aufs Neue in den nächsten fünfzig Jahren von dem anderen mit Begierde geglaubt werden und sie für unab- lchbare Zeilen voneinander trennen! Welche Verzögerung des europäischen Forlschrilles! In hundert Jahren werden wir nicht wieder aufrichten können, was diese Menschen an einem Tage heruntergerissen habeu." Ich hatte cu?ch Gelegenheit einen Brief zu lesen, den Gustave Flaubcrt in jenen ersten Iulitagen, als eb_n der Kricg ausgcbruchm war, an George Sand geschrieben hat. Hicr ist er: v. Suttuer, Tte Waffen nieder! H. 17