Seite - 283 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
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hungernden, frierenden, jammern füllten Stadt. Der
Krieg wütete noch fort.
Inzwischen war der Winter hereingebrochen, eisig-
kalt. Jetzt erfuhr ich erst, was während meiner langen
Bewußtlosigkeit alles vorgefallen. Die Hauptstadt des
„Bruderlandes", Ttraßburg, die „wunderschöne", die
„echt deutsche", die „kerndeutsche Stadt" ist beschossen
worden; ihre Bibliothek zerstört; im Ganzen sielen
193 722 Schüsse — vier oder fünf in der Minute.
Straßburg ist genommen.
— Das Land gerät in wilde Verzweiflung —
jene Verzweiflung, welche in Naserei und Wahnsinn
ausartet. Man schlägt im Nostradamus nach, um
darin Prophezeiungen der jetzigen Ereignisse zu finden,
und neue Seher lassen sich mit Weissagungen ver-
nehmen. Ärger noch: Besessene treten auf: es ist
wie ein Rückfall in mittelalterliche, höllenfeuer-durch-
zuckte Gcistcsnacht...
„Könnte ich zu den Beduinen!" rief Gustav
Flaubert. „Könnte ich in das halbbewußte Traum-
land meiner Krankheit Zurück!" so klagte ich. Jetzt
war ich wieder gesund und mußte all das erfahren
und erfassen, was Grauenvolles um uns vorging. Da
begannen wieder die Eintragungen in die roten Hefte
und ich finde folgende Notizen vor:
1. Dezember. Trochu setzt sich auf den Höhen von
Champigny fest.
2 Dezember, Hartnäckiges Gefecht um Brie und Chllm-
ftigny.
5. Dezember. Die Kälte wird immer strenger. Ach, die
zitternden, blutenden, armen Wichte, die draußen im Schnee ge»
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 2
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.49 x 18.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik