Seite - 312 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

— 312 — des bosnischen Feldzuges noch nicht wehrpflichtigen Alters — nur dann hätte ich mein Buch noch ver- längern müssen. Doch so wie es ist, war es schon schmerzlich genug zu schreiben." «Und wohl auch — zu lesen . . ." bemerkte Rudolf, in der Handschrift blätternd. „Das hoffe ich. Wenn dieser Schmerz nur in einigen Herzen thatkräftigen Abscheu gegen die Quelle des hier geschilderten Unglücks weckt, so werde ich nicht vergebens mich gequält haben." „Hast Du aber auch alle Seiten der Frage be- leuchtet, alle Argumente erschöpft, den Wurzelkomplex des Kriegsgeistes cmalistert, die wissenschaftlichen Grund- lagen genügend aufgcbaut? Hust Du —" „Mein Lieber, wo denkst Du hln? Ich habe ja nur fagen können, was sich in meinem Leben — in meinen beschränkten Erfahrungs- und Empfindungs- kreisen abgespielt. Alle Seiten der Frage beleuchtet? Gewiß nicht! Was weiß ich z. B. — ich, die reiche, hochgestellte — von den Leiden, die der Krieg über die Massen des Volkes verhängt? Was kenne ich von den Plagen und böfen Einflüssen des Käsern cn- lebens? Und die wissenschaftlichen Grundlagen? Wie komme ich dazu, in ökonomisch-sozialen Fragen bewan- dert zu sein, und diese sind es — su viel weiß ich nur — welche schließlich alle Umbildungen bestimmen . . . Keine Geschichte des vergangenen und zukünftigen Völkerrechts stellen diese Blätter dar — eine Lebens- geschichte nur."