Seite - 323 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 2

— 323 — sind als die Meisten glauben, so sind wir vielleicht auch der Veredlung näher als Viele hoffen. Schun lebt vielleicht dcr Fürst oder der Staatsmann, der die in aller künftigen Geschichte als die ruhm- reichste, leuchtendste der Thaten geltende That voll« bringen wird, dcr die allgemeine. Abrüstung durchsetzt. Schon stürzt jener Wahn zusammen, traft dessen der Slaatsegoismus einen fo täuschenden Anschein von Berechtigung hat — dcr Wahn, dah der Schaden des Einen den Nutzen des Anderen befördere . . . Schon dämmcrt die Erkenntnis, daß die Gerechtigkeit als Grundlage alles sozialen Lebens dienen soll . . . und aus solcher Erkenntnis wird die Menschlichkeit hcruor- blühen, die Edelmenschlichkeit, wie Friedrich Tilling zu sagen, Pflegte . . . Mutter, hier dieses Glas trinke ich dem Andenken Deines ewig unvergessenen Geliebten und Betrauerten, dem auch ich Alles verdanke, was ich denle und was ich bin. Und aus diesem Glase" — er warf es an die Wand, wo es zerschellte — „wird kein anderer Trunk mehr gemacht und heute — zu des Neugeborenen Tausfest wird kein anderer Toast mehr gesprochen, als dieser: es lebe die Zukunft! Ihre Aufgaben Zu vollbringen, dazu wollen wir uns stählen — nicht- unserer Vatersväter — wie die alte Phrase lautet — wollen wir trachten, uns würdig zu zeigen — nein: unserer Enkelsöhne! . . . Mutter — was ist Dir?" unterbrach er sich. „Du weinst? . . . Was siehst Du dort?" Mein Blick, war nach der offenen Glasthür ge« richtet. Die Strahlen der untergehenden Sonne um-