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setzenwiemündliche,inmancherHinsichtaberauchnicht.Siesindnicht
nur ein Ersatz für Situationen, in denen keine mündliche Debatte
möglich ist, sondern eine eigene Kulturtechnik. Die dafür benötigten
Fähigkeiten lassen sichnicht inmündlichen, sondernnur in schriftlichen
Debattierformaten erwerben. Bisher vernachlässigen Hochschulen die
Vermittlung dieser Fähigkeiten.
Es geht dabei nicht darum, schriftliche undmündliche Fähigkeiten
bei Allen gleich gut auszubilden. Die individuellen Präferenzen sind
unterschiedlich. Die traditionelle Lehre berücksichtigt das stellenweise
auch bereits –man kann sichwahlweise dieVorlesung anhören, Texte
lesen oder beides tun. Was fehlt, ist die Förderung schriftlicher Aus-
tauschformate.Dasbedeutet auch,dassHochschulendie imNetzbereits
stattfindendenDebatteninSchriftformernsternehmenmüssenundnicht
als unseriöses, wissenschaftlich irrelevantes Hobby abtun sollten. Zwi-
schen derZeitlupendebatte inwissenschaftlichenZeitschriften undPo-
diumsdiskussionen ist noch Platz, den auch die Hochschulen sinnvoll
nutzen könnten. Frage undAntwort, These undGegenthese und jede
andere gemeinsame, zeitversetzte und schriftliche Interaktion unter
Abwesenden lässtZeit fürVerstehenundFormulierenundentlastetvom
unmittelbarenReaktionszwangder Podiumsdiskussion.
11–Selbstgesteuertes Lernen fördern
InderFrühzeitderHochschulewardieVorlesungdiepraktischste,wenn
nicht einzigeMöglichkeit, Wissen zu vermitteln. Heute gibt es mehr
Möglichkeiten denn je, sich Wissen selbstständig, im individuellen
Tempo und mit individuell gesetzten Schwerpunkten anzueignen.
Hochschulen werden dadurch keineswegs überflüssig. Durch ihre
Rahmenvorgaben können sie helfen, das Selbstlernen unter den Stu-
dierenden zu strukturieren (z.B.Lerngruppen je Semester). Siemüssten
aber in denArbeitsabläufen der LehremehrRaum für selbstgesteuerte
Lernformen schaffen. Die Umstellung z.B. auf Flipped Classroom-
ModelleverlangtvondenLehrendenUmdenkenundneueFähigkeiten,
und sie ist zunächst zeitaufwändiger. Umso dringender benötigt sie
ausdrückliche Förderung durch Geld, Unterstützung und Weiterbil-
dungsmaßnahmen. Einfach alles richtigmachen 35
Was macht die Digitalisierung mit den Hochschulen?
Einwürfe und Provokationen
- Titel
- Was macht die Digitalisierung mit den Hochschulen?
- Untertitel
- Einwürfe und Provokationen
- Autoren
- Marko Demantowsky
- Gerhard Lauer
- Robin Schmidt
- Herausgeber
- Bert te Wildt
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Oldenburg
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-067326-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 206
- Schlagwörter
- Bildung, Schule, Technik, Universität, Digitalisierung
- Kategorie
- Technik