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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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38 | Dinge – Nutzer – Netze (vgl. ebd.: 8). Und noch in einem anderen Punkt unterschieden sie sich von den pri- vaten Kunst- und Wunderkammern, die ihnen vorausgegangen waren: Sie waren nun- mehr auf den Erhalt und die Dauerhaftigkeit ihrer Sammlungen hin angelegt. Wäh- rend private Sammlungskabinette üblicherweise nach dem Tod ihrer Besitzer aufge- löst wurden (und ohne deren Führung und Anleitung in ihrem Sammlungskonzept meist auch gar nicht zu verstehen waren), lag den Museen nun die Aufgabe zugrunde, sowohl ihre Bestände als auch die ihnen zugeschriebenen Bedeutungen generations- übergreifend zu bewahren (vgl. Pomian 2007: 66ff.). Entsprechend trifft Habermas᾿ Einreihung des Museums mit dem Lesesaal und dem Konzert als reine Aushandlungsräume des Kulturellen wohl nicht den Kern der Sache. Ebenso wenig folgten die frühen Museen noch dem Quicchebergschen An- satz, mnemotechnische Erinnerungspaläste zu sein. Ihre Funktion wurde vielmehr zunehmend auf die Zukunft hin ausgerichtet: Sie stellten nun nicht mehr nur Objekte der Vergangenheit für die Gegenwart aus, sondern sollten ihnen auch darüber hinaus einen Ort in der Geschichte zuweisen (vgl. ebd.: 70). Folgt man hier Bredekamps Argumentationslinie vom Museum als Formungsraum für den noch ungeformten Menschen, so impliziert dieser Auftrag zugleich einen Versuch, diese Zukunft ge- stalt- und beherrschbar zu machen. Wie Wulf Kansteiner feststellt, wirken die Inhalte des historischen Bewusstseins normativ: Was in der Gegenwart erfolgreich histori- siert werden kann, bestimmt zugleich auch die Grenzen der Zukunftserwartung mit (vgl. Kansteiner 2009: 33). Damit war die Aufgabe der frühen Museen das Einordnen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen kontingenten Sinnzusammen- hang, der soziale Entwicklungen und Zustände legitimieren oder diskreditieren konnte. Das entscheidende Mittel zu diesem Zweck war weiterhin das materielle Ob- jekt, das in den kommenden Jahrhunderten für die Arbeit des Museums ebenso kon- stitutiv wie schwierig bleiben sollte. 1.2 »WILDE SEMIOSEN« UND »EPISTEMISCHE DINGE«: DIE SPERRIGKEIT DES MATERIALS Gottfried Korff sieht im Zusammenspiel von Vermittlungsanspruch und Objekten die Wurzeln einer bis heute andauernden Janusköpfigkeit des Museums – es konstituiert sich einerseits erst über seine materiellen Ausstellungsgegenstände, zugleich wird seine Legitimität als Vermittlungsinstitution aber durch deren Unbestimmtheit lau- fend auf die Probe gestellt. Im Ergebnis müssen Museen Strategien entwickeln, um der Vieldeutigkeit ihrer Exponate Herr zu werden, und solche Strategien können sehr unterschiedliche Gestalten annehmen. Dieses Kernproblem musealer Sinnbildung
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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