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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Das Museum: Ein Umriss | 43 suchern in erster Linie vermitteln, dass seine Ausstellungszusammenhänge jenen ent- sprächen, in welchen sich die Objekte auch in ihrer Ursprungssituation befunden hät- ten (vgl. Korff 2002b: 140). Mit Bezugnahme auf Claude Lévy-Strauss beschreibt Korff das Museum vor diesem Hintergrund als einen quasi-sakralisierten Ort, der Authentizität für eine Welt generiert, in der ebendiese immer knapper wird (vgl. ebd.: 142). Ein überaus sinnfälliges Beispiel für solche musealen Trugbilder findet sich z.B. im Freud Museum in London, in dessen Zentrum eine detaillierte Nachbildung des Arbeitszimmers von Siegmund Freud voller Originalexponate aus der Wiener Berggasse 19 (inklusive der berühmten Couch) steht.5 1.2.4 Grenzen des Zeichenhaften: Aleida Assmanns »wilde Semiose« Laut Aleida Assmann findet Dingwahrnehmung häufig im Modus einer »wilden Se- miose« (Assmann 1988: 238) statt. Ihrer Ansicht nach erfolgt im Erfahren materieller Objekte ganz ähnlich wie für Pomian die Zusammenführung eines materiellen Vor- handenen mit einem abstrakten Nicht-Vorhandenen, die sich in semiotischen Termini als jene von ›Signifikant‹ und ›Signifikat‹ beschreiben lässt (vgl. Assmann 1988: 238). Die Orientierung in der materiellen Welt ist für Assmann ein »Anzeichenlesen« (ebd.: 240), welches die physische Erscheinung der Welt zu kulturellen Zuschreibun- gen und Bedeutungen ins Verhältnis setzt und sie somit als semiotisches System er- fahrbar werden lässt (vgl. ebd.: 238f.). Assmann spricht hier von einer »Physiogno- mik«, die immer auch kreativer und poetischer Natur sei: Nicht nur bereits beste- hende und den Dingen eingeschriebene Bedeutungsinhalte würden gelesen und de- codiert, sondern auch laufend neue geschaffen und auf die materielle Welt zurück- projiziert (ebd.: 240). »Wilde Semiose«, wie Assmann sie versteht, passiert nun überall dort, wo die physiognomische Sinnbildung nicht auf Anhieb gelingt und Objekte der materiellen Welt sich nicht als Zeichen ›lesen‹ lassen (vgl. ebd.: 238ff.). ›Lesen‹ ist hierbei als ein transitorisches Schauen zu verstehen, bei dem das gesehene Zeichen vom Be- trachter spontan in Signifikant und Signifikat aufgetrennt und somit ›begriffen‹ wer- den kann. Gelingt dies aber nicht, so wird das Zeichen-Objekt lediglich ›angestarrt‹: Sehen und verstehen fallen nicht zusammen, der Blick bleibt an der Oberfläche hän- gen (vgl. ebd.: 240ff.). Dieser »lange Blick« (ebd.: 240) des befremdeten Betrachters macht es unmöglich, Museumsdinge vollkommen zuverlässig in Didaktiken und Pä- dagogiken einzufangen. Der Museumskurator kann Objekte auswählen, auszeichnen und sie in einer bestimmten Form von Anordnung dem Publikum darbieten, doch das 5 Vgl. http://www.freud.org.uk/photo-library/category/10046/house-couch-study/ vom 10.04.2018.
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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