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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Das Museum: Ein Umriss | 49 Produkt seiner Interpretation, die aber bei einem Zeichen im eigentlichen Sinne nie- mals einer tatsächlichen Geistesanstrengung des Betrachters bedarf. Unter Rückgriff auf Wittgenstein stellt Abel fest, dass eine ›Bedeutung‹ immer mit ihrer eigenen Er- klärung oder Beschreibung identisch ist – womit zugleich impliziert ist, dass jede Bedeutung zugleich ihre eigene Interpretation ist, und jede Interpretation ihre eigene Bedeutung (vgl. Abel 2000: 70). Mit anderen Worten: Zeichen werden deshalb zu Zeichen, weil sie ihre gesamte Interpretationspraxis als kulturelles Anhängsel schon mitliefern und eine bewusste Interpretation beim Adressaten niemals stattfindet. Wilde Semiose, wie Assmann sie versteht, kann im Museum nur vorkommen, weil Museumsdinge eben gerade dies nicht zu leisten imstande sind. Einen dem des Semiophors wohl vorzuziehenden Terminus bietet Friedrich Waidacher mit dem des »Nouophors« an (Waidacher 2000: 5). Dieser beschreibt das Museumsding nicht länger als Behältnis für Zeichen, sondern für Bedeutungen, was gerade sein polysemes mediales Wesen und seine Unfähigkeit, für sich allein zu ste- hen, zentral werden lässt. Museumsdinge bedürfen im Gegensatz zum reinen Zeichen einer bewussten Interpretation. Dies heißt wohlgemerkt nicht, dass Museumsdinge nicht auch einen begrenzten Zeichencharakter aufweisen. Aber in Museumdingen als Nouophoren kollidieren die Zeichen mit den kulturellen Kontexten, die über ihre In- terpretierbarkeit entscheiden und die sowohl der epistemischen Funktionsweise des Museums über Relationalität als auch den vielen sozialen Skripten innewohnen, die sich mit der Institution als solcher verbinden. Korff sieht dementsprechend den Nutzen der Rheinberger᾿schen Begriffe für die Museumsforschung eben gerade in ihrer Betonung von Sinnproduktion über die Re- lationen zwischen nicht abschließbaren Bedeutungsträgern: Sie rücken, so Korff, das »Ding in seiner Materialität«, »das die Gestaltung diszipliniert« (Korff 2005: 102), gegenüber abstrakten museumspädagogischen Problemstellungen wieder in den Mit- telpunkt der Betrachtung und fragen zugleich nach seinem Verhältnis zur Kategorie des ›Raumes‹ (vgl. ebd.). Denken wir zurück an Horst Bredekamps zuvor diskutierte Einordnung der Wunderkammer in das mechanistische Weltbild der Renaissance, so heißt dies vielleicht auch, wieder ein Stück weit nach dem Museum als Sinn-Ma- schine oder Machinamentum zu fragen. Museumsdinge stehen nicht für sich allein, sondern sie sind Funktionselemente eines gleichermaßen epistemisch-diskursiven wie materiell-technischen Systems, das sich im Raum ausdehnt und in dieser Räum- lichkeit erschlossen werden muss, wenn es seinen Sinngehalt preisgeben soll (vgl. ebd., 95). Insbesondere der Raum, so fährt Korff fort, werde von der Museologie in ihrer Orientierung auf das materielle Ding häufig übersehen, dabei sei er erst das Medium, in dem die Exponate zueinander und die Betrachter mit den Exponaten in Beziehung treten könnten. Räume und ihre Gestaltung werden damit zum zweiten entscheiden- den Faktor in der Produktion musealer Bedeutungen (vgl. ebd.).
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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