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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Das Museum: Ein Umriss | 51 Dementsprechend ist Raumwahrnehmung für Scheer ein »Erfahren« (ebd.) dieses Mediums im allerwörtlichsten Sinne: Den Raum als ein positives ›Etwas‹ (im Ge- gensatz zu einem formlosen ›Nichts‹) wahrzunehmen, heißt, sich körperlich durch ihn zu bewegen und sich dabei entlang seiner Erscheinungen zu orientieren. Dieses Sich-Orientieren ist für Scheer wiederum ein semiotisches. Der Raum wird erfahrbar, weil Gegenstände – und hier sei noch einmal an Aleida Assmanns Konzept der Ding- wahrnehmung als ›Pysiognomik‹ erinnert – als Zeichen gelesen und gedeutet werden (vgl. ebd.). Im Umkehrschluss ist damit für Scheer die gezielte Erfahrbarmachung des Raumes durch menschliche Gestaltungstätigkeit immer zugleich seine semanti- sche Aufladung mit »Sinn«, wobei Sinn hier zunächst nicht mehr bedeutet als »Aus- richtung, den Raum charakterisierende Fügung« (ebd.). Der wichtigste Modus dieser Sinnstiftung im Raum ist für Scheer die Architektur. Im Zusammenfügen von Gebäuden wird der vorgefundene Raum auf eine Art orga- nisiert, welche dem sich in ihm aufhaltenden Subjekt »etwas zu verstehen« (ebd.) gibt. Indem es einem Stück des räumlichen Kosmos eine Funktion zuweist, wird das Bauwerk »Bedeutungsträger« (ebd.). Die Philosophin Scheer und der Museologe Waidacher greifen also völlig unabhängig voneinander zur selben Wortwahl, um den architektonischen Raum einer- und das museale Ausstellungsobjekt andererseits zu charakterisieren. Führt man beide Überlegungen zusammen, so muss die Frage ge- stellt werden, ob Architektur und Ausstellungspraxis nicht vielleicht sehr ähnliche Ziele verfolgen. Scheer schreibt: Die Geschichte menschlicher Bautätigkeiten kann als Prozeß raumerschließender Zeichenvari- ationen aufgefasst werden. Es gibt eine allgemeine Kultur der menschlichen Lebensräume, zu denen außer den gebauten Räumen auch die Landschaftsräume zählen, die nicht weniger durch Zeichen vergegenwärtigt und durch interpretatorische Akte erschlossen werden. (Ebd.: 236) Sie stützt sich in diesem Zusammenhang auf Martin Heideggers 1951 gehaltenen Vortrag Bauen Wohnen Denken. Heidegger widmet sich in diesem dem Ursprung des Wortes ›bauen‹ im althochdeutschen buan, welches ganz wie das altsächsische wuan und das gotische wunian, aus welchen das Wort ›wohnen‹ hervorgegangen ist (vgl. Heidegger 1992: V), »das Bleiben, das Sich-Aufhalten« (ebd.) bezeichnet. Er entwi- ckelt aus dieser Beobachtung die These, dass Bauen und Wohnen tatsächlich zwei Seiten derselben Medaille seien bzw. dass in jedem Bauen ein Wohnen schon ange- legt wäre – und dass dieses Wohnen wiederum die Art und Weise sei, »wie die Sterb- lichen auf der Erde sind« (ebd.). Von buan nämlich stamme auch das Wort ›bin‹ ab, also die erste Person Singular des ›Seins‹.6 Scheer knüpft an Heidegger mit der These an, dass das Bauen (als Formung des Raumes durch architektonische Zeichenset- zung) letztlich ein Prozess sei, in dem der Mensch sich selbst erschafft. Das Bauen 6 Vgl. zu diesen Passagen auch Scheer 2000: 236f.
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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