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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Das Museum: Ein Umriss | 57 lungen schlechthin – womit sie zugleich ständig den Horizont ihrer möglichen Mu- seumserfahrungen neu verhandeln. Die Rollen von Kommunikator und Rezipient er- scheinen vor diesem Hintergrund nicht als harte Kategorien der kommunikativen Si- tuation ›Museum‹, sondern vielmehr als fließend ineinander übergehende Rollen, in welche Museumsbesucher je nach Situation schlüpfen.7 Es wird uns an anderer Stelle noch die Frage beschäftigen, wie es darüber hinaus gerade virtuelle Medien dem Pub- likum zunehmend ermöglichen, auch direkt mit den Museumsmachern zu kommuni- zieren. Niemand geringerer als Franz Boas, der Vater der modernen Anthropologie, stellte 1907 in seinem Aufsatz Some Principles of Museum Administration ganz be- wusst den Besucher in den Mittelpunkt der Gestaltung musealer Ausstellungen. Da- bei beschrieb er die seiner Ansicht nach kaum zu unterschätzende Bedeutung der Perspektive und des Vorwissens der Besucher für die Vermittlung von Wissen im Museum mit dem Begriff des »point of view«. Dieser meint zugleich die vom Besu- cher mitgebrachten und kaum zu antizipierenden Vorbedingungen seiner Muse- umserfahrung als aber auch seine vom Kurator ermöglichten Verortungen im Raum. Tatsächlich sei, so Boas, die Jonglage mit den Blickpunkten der Besucher die eigent- liche Königsdisziplin in der Ausrichtung von Museumsausstellungen: The greater the number of people who desire to consult the museum in this manner, the more numerous will also be the points of view from which systematization will appear desirable. I think even to those not familiar with museum administration it will be at once apparent that the attempt to organize entire collections of a large museum from this point of view can have only one result. If every justifiable point of view is included, the complexity of the system will be- come so great that the usefulness of the whole series will become very doubtful. If, on the other hand, only a few points of view are selected, then all sciences as presented in that particular museum will appear in the strait-jacket into which they have been put by the narrowness of the selected view-points, while the material should rather be so arranged that it can be grasped from a multitude of points of view. (Boas 1907: 926) 7 Hier ist im Übrigen eine weitere Problematik bei der Übertragung von Rheinbergers Be- griffssystem auf das Museum angezeigt: Der naturwissenschaftliche Experimentator hat im Kommunikationsgefüge des Museums keine eindeutige Entsprechung. Wer im Labor einen Versuch durchführt, möchte das Unbekannte in ein Bedeutungssystem zwingen und entwirft für diesen Zweck eine bestimmte räumliche Anordnung von Einzelelementen. Für Museumskuratoren sind ihre Objekte aber kein Unbekanntes – sonst ließen sie sich gar nicht museal verwenden. Die Tatsache, dass sie in eine Ausstellung aufgenommen wurden, setzt voraus, dass sie für die Schöpfer dieser Ausstellung bereits mit Bedeutungen belegt sind. Umgekehrt ist aber der Besucher, für den das Exponat tatsächlich noch nicht episte- misch erschlossen ist, im Gegensatz zum Laboranten nicht der Urheber des räumlichen Systems, das diese Erschließung ermöglichen soll.
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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