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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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60 | Dinge – Nutzer – Netze welche das Museum annehmen könne: einerseits jene des ›Tempels‹, andererseits jene des ›Forums‹. In der hier schon mehrfach diskutierten Form des Tempels bleibt das Museum auch für Cameron seinen Ursprüngen im Museion verbunden: Es ist eine überwiegend von Machteliten gestiftete und erhaltene Einrichtung, die über das Bewahren von Objekten zugleich Wertvorstellungen und soziale Gefüge konserviert und der Etablierung von Idealen und Standards des gesellschaftlichen Lebens dient (vgl. Cameron 1972; 195, vgl. auch Morrissey u. Worts 1998: 149f.). Cameron be- wertet diese Form von Museum durchaus nicht durchweg negativ, obwohl er zwei große Probleme identifiziert, an denen sie krankt: Erstens sei sie den didaktischen Intentionen kleiner und elitärer »club[s] of curators« (Cameron 1972: 194) unterwor- fen, welche diese der Gesellschaft gegenüber nicht immer rechtfertigen müssen. Zweitens unterwerfe das ›Tempel‹-Museum üblicherweise – und man erinnere sich hier an die ›ästhetischen‹ Museen nach Korff – seine Objekte dem Narrativ der Aus- stellung, anstatt es aus ihnen zu entwickeln (vgl. ebd.: 194f.). Zugleich aber sei es gerade der Aspekt des Tempelhaften, auf den sich bis heute die kulturelle Autorität der Institution Museum gründe und aus dem heraus sie ihre kulturpolitische Relevanz behaupte. Trotz der autoritären Struktur solcher Museen sieht Cameron in ihnen ein notwendiges Werkzeug zivilisatorischer Identitätsstif- tung: Um ihre Funktion in modernen Gesellschaften überhaupt erfüllen zu können, müssten Museen auf ihrer »proven excellence« (ebd.: 195) und unbedingten Inter- pretationshoheit über das von ihnen betreute materielle Kulturerbe bestehen (vgl. ebd.: 195f.). Auf der anderen Seite aber müsse den ›Tempeln‹ die museale Form des ›Forums‹ beigestellt werden (vgl. ebd.). Die Aufgabe des Forums sei es, kommunikative Brü- cken zwischen dem Mitteilungssystem der Ausstellungen und der Lebenswelt des Publikums zu bauen. Der Musentempel, so seine These, spreche nämlich allzu oft völlig an seinen Besuchern vorbei – mit weitreichenden Konsequenzen und ohne sich dessen je gewahr zu werden: A very special task in reform for those museums concerned with alien, exotic or historic cul- tures is to relate those collections to contemporary life and society. Most museum directors would be shocked if they knew how their visitors interpret oriental collections or collections from the classical world when they are presented in the traditional fashion. By failing to provide meaningful interpretation of the collections museums are, by that omission, guilty of misrepre- sentation, distortion of fact and the encouragement of attitudes towards cultures other than our own which are dangerous and destructive in what McLuhan has called today᾿s »global village«. (Ebd., 196) Diese Verfehlungen klassischer Museen macht Cameron dafür mitverantwortlich, dass zum Zeitpunkt der Entstehung seines Textes im Rahmen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung ebenso wie europäischen Studentenproteste unlängst auch
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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